Wenn man sich auf dem Kaninchenmarkt umschaut, stellt man fest, dass die Nachfrage nach Minizwergkaninchen (im Volksmund: Zierhäschen) immer mehr steigt.
Was sind jedoch Minizwergkaninchen? Gibt es die überhaupt? Und wenn ja, sind diese erlaubt, oder handelt es sich hierbei nicht mehr um kranke Qualzuchten?
Bei den Stehöhrchen unterscheidet man unter verschiedenen Rassen, z.B. Farbenzwerge, Löwenköpfchen, Rexzwerge usw.
Jede Rasse für sich wurde von dem ZDRK (Zentralverband deutscher Rassekaninchen) in Sachen Größe, Gewicht, Ohrlänge klar definiert.
Wer schon mal auf einer Kaninchenausstellung war, ist bestimmt über Tiere ohne Bewertung gestolpert. Diese Tiere liegen oftmals außerhalb der angegebenen Normbereiche, z.B. Kaninchen mit 900 Gramm Gewicht. Diese sind unerwünscht und erhalten keinerlei Bewertung!
Kleine Kaninchen (1,0-1,5 Kilo) mit kurzen Ohren (4,0-5,5 cm) werden als Typenzwerg bezeichnet.
Der Tierschutz definiert ganz klar, dass eine Verpaarung von Typenzwerg x Typenzwerg verboten ist!!!
Die Nachkommen einer solchen Verpaarung, die das doppelte Zwergengen erhalten, hätten einen Letalfaktor und wären nicht lebensfähig.
Seriöse Züchter praktizieren auf gar keinen Fall eine solche Verpaarung. Sie schmücken sich auch nicht mit Zuchthäsinnen von gut einem Kilo und Miniöhrchen. Vielmehr praktizieren Sie die Zucht von „großen“ Häsinnen (1,5-1,7 Kilo und schwerer) mit kleinen Typenzwergen als Rammler.
Natürlich bedeutet eine entsprechende Verpaarung aus gesunden Tieren nicht gleich gesunden Nachwuchs. Die Wahrscheinlichkeit von gesunden Kaninchenbabys ist jedoch um ein Vielfaches größer und man kann hier nicht von einer Qualzucht sprechen.
Missbildungen, Fehlstellungen und sonstige Erkrankungen, die zum frühen Tode eines Tieres führen können, werden hierdurch nicht ausgeschlossen, sondern nur gemindert.
Weitere Vorsicht ist auch bei der Verpaarung von reinen Rex- oder Satintieren geboten. Man sollte immer bedenken, dass eine Abweichung von der Norm eine Mutation ist. Die schlimmen Folgen von Rex- oder Satinverpaarungen sind uns aus der Meerschweine- oder Hamsterzucht wohl bekannt. Auch bei der Scheckenzucht ist Vorsicht geboten. Viele Züchter verpaaren bewusst Schecke X Schecke, weil natürlich das Endergebnis einen höheren Scheckenanteil auswirft, als die Verpaarung Schecke X Vollfarbe. Die Tatsache der „Chapline“ lassen sie außer Betracht. Ganz im Gegenteil, es wird mit wunderschönen gesunden astreinen Schecken geworben, die dann für teures Geld an gutgläubige Menschen verkauft werden.
In den Kleinanzeigen sieht man auch immer häufiger den WERBESLOGAN „nach § 11 des Tierschutzgesetzes genehmigte Zucht“. Auch hier bitte ich zu hinterfragen, was dieser Paragraph beinhaltet.
Er beinhaltet nicht, dass die Züchterin ihr Wissen in die Tat umsetzt.
Er beinhaltet nicht, dass die Züchterin und deren Tiere tierärztlich überwacht werden. Und es ist keine Garantie dafür, dass die Tiere aus dieser Zucht kerngesund, mit bester Fellqualität und 1a-Charakter abgegeben werden.
Die Genehmigung nach § 11 gefolgt, weil die entsprechende Person einen Sachkundenachweis abgelegt hat und einem fachkundigen Menschen erzählt hat, wie man Tiere hält, versorgt und dass man sie bei Krankheit zum Tierarzt bringen muss. Weiterhin wurde die Stallanlage abgenommen, indem geprüft wurde, dass die Tiere freien Zugang zu sauberem Wasser und Heu haben.
Grundsätzlich sollte man sich über eine Tierart oder eine Rasse umfangreich informieren, bevor man gutgläubig einer schönen Homepage, einer tollen Anzeige oder einer verkaufstüchtigen Züchterin auf den Leim geht.
Zu guter Letzt komme ich noch kurz auf eine weitere Mutation zu sprechen, die Löffelohrkaninchen. In den letzten Monaten boomt der Verkauf dieser neuen „Rasse“, die gar keine neue Rasse sondern eine weitere Mutation ist. Eine Mutation, bei der man genauso vorsichtig sein sollte wie bei allen anderen Abweichungen von der Norm. Eine selbsternannte Zucht kann keine Zucht sein, wenn sie lediglich über ein oder zwei Rammler verfügt. Vereinen diese Rammler dann auch noch Mutationen wie Rex- Satin- LÖ und Ähnliches, wird der Erfolg der Zucht früher oder später nach hinten losgehen. Bei den Löffelohren ist jetzt schon auffällig, dass vermehrt folgende Erkrankung oder Missbildungen auftreten:
-Zahnfehlstellungen
-verkürzte oder schiefe Blume (Püschelschwänzchen der Kaninchen)
-unbewegliche Blume
-gänzlich fehlende Blume ab Geburt
-Stupsnasen (ähnlich wie bei den Pekinesen oder der Perserkatzen, wo uns die Krankheitsfolgen sehr geläufig sind)
Wir alle möchten gesunde Tiere, die lange und glücklich leben. Halten wir uns an die Verpaarungsregeln, bessern wir unser Wissen mit Hinterfragen auf und beenden wir den ständig Konkurrenz- und Neidkampf, dann befinden wir uns zumindest auf dem richtigen Weg!